Schlagwort: Kurzgeschichte

  • NoSeRG

    Anmerkung vorweg: 

    Da die DGzRS einfach cool ist und rausfährt, wenn andere reinfahren, wenn man schon nicht mal mehr in der Nähe der See sein möchte, hatte ich den Wunsch, mir zur DGzRS von Shadowrun, der NoSeRG eine Geschichte auszudenken.

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    Für die 
    Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger 
    DGzRS

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    Keinen Feierabend 

    Klothilde, im besten Fall Chloe genannt, stand am Steuer des NoSeRG-Schiffes und träumte vor sich hin. Der Dienst der Orkfrau war bald rum, sie war müde und zufrieden. Der technische Dienst machte ihr Spaß, die Ausbildung der neuen Helfer lief gut, und die überraschende Überführung einer erkrankten Elfin von einer Ostseefähre lief reibungslos, der ständigen Ausbildung sei Dank. 

    Nun schaute sie auf das glitzernde Wasser. Die Sonne senkte sich langsam gen Horizont und hüllte den Kieler Fernsehturm in gleißendes Licht. 

    “Ja, zurück an Land werde ich mir ein schönes kaltes Feierabendbier”. 

    “MAYDAY! MAYDAY! MAYDAY!” kam es unterbrochen von Knacken und Rauschen aus dem Funkgerät. 

    “THIS IS CARGO SHIP CALYPSO 

    ONE NAUTICAL MILE EAST OF KIEL LEUCHTTURM 

    FIRE ON BOARD TWO INJURED AND” 

    Weiter war nichts auf dem Funk zu hören. Nach kurzem Innehalten und Luftholen tat Chloe nun einige Dinge fast zeitgleich. Sie informierte per Schalter die Crew, ließ sich die Position, die auch übertragen wurde, anzeigen, begann das Schiff auf Kurs zu bringen und meldete bei Bremen Rescue den Einsatz. 

    “Was haben wir?” fragte der Vormann nur. 

    “Feuer an Bord eines Frachtschiffes eine Meile östlich von Kiel Leuchtturm.” 

    “Verstanden. Genug Sprit im Tank?” 

    “Reicht locker bis Fehmarn und zurück.” 

    “Sehr gut. Welche Schiffe sind noch informiert?” 

    Chloe schaute auf ein Display und zählte auf, dass ihr Schiff momentan fast allein war und ein Fischer Kurs auf den Frachter genommen hatte. 

    “Nun meldet die Marine, dass ein Schnellboot ausläuft. Wobei die aus dem Arsenal kommen. Da haben wir reichlich Vorsprung. MET2000 meldet einen Hubschrauber. Alles andere muss gerade erst durch die Schleuse.” 

    “Na danke! Dann lass uns los toben. Bring die alte Dame auf Drehzahlen!” 

    Breit grinsend legte sie den Hebel auf den Tisch. Unter Deck heulten die Motoren auf, spezielle Ruder wurden ausgefahren, die das Schiff ruhig hielten und hinter sich zogen sie eine breite Schaumspur her. Das Rettungsschiff schien zu fliegen. 

    Nach wenigen Minuten wies der Vormann über den Bug auf das Wasser. 

    “Dort sehe ich eine Rauchwolke. Mehr Steuerbord!” 

    Chloe konnte die Rauchwolke nun auch sehen und hielt voll darauf zu. 

    Die übrige Besatzung stand ruhig und konzentriert im hinteren Teil des Fahrstandes. Bent, Polizeianwärter und ganz frisch im Team, sollte eigentlich nur bei der Überführung der kranken Person dabei sein und lernen. Nun ging es zu einer feurigen Rettung. 

    “Das Fischerboot, die ah, die Mathilda, zuckelt langsam in die Nähe. OH DREK! Da springen die ersten von Bord!” 

    Ohne Fernglas konnte sie nicht viel erkennen. Was sie dann problemlos erkennen konnten, war die erst deutlich stärker werdende Rauchwolke, der ein kurzer heftiger Feuerball folgte. Kleinere Trümmerteile, zumindest klein wirkend auf die Entfernung, gingen rund um den Frachter und dem Fischerboot ins Wasser nieder. 

    “Die Mathilda hält weiter auf den Frachter zu. Stur sind sie ja.” 

    “Japp, sind sie. Mein Vater war auch Fischer.” 

    Bent schmunzelte, als er an den ruhigen, ernsten Mann dachte, der ihn oft auf Fang nahm. Einige Male war er dabei, wenn ein Notruf einging. Nicht immer kamen sie rechtzeitig. Immer fuhr sein Vater direkt los, die Netze einziehend und den Kurs auf den Havaristen nehmend. Oft genug naive Freizeitkapitäne. 

    “Bent! Schick unsere Sucher los!” 

    “Sir! Jawohl, Sir!” antwortete der junge Mann nur und tippte einige Befehle. 

    Über ihnen ging eine Klappe auf und zwei Rotordrohnen verließen das Schiff, automatisch nach Metamenschen im Wasser suchend und die Positionen markierend. Bei Bedarf konnten sie sogar kleine Schwimmhilfen abwerfen. 

    Es hatte lange gedauert, bis die NoSeRG Luftunterstützung in Form von Drohnen einführte. Es lag nicht an den Besatzungen. Die nutzten oft schon private Drohnen auf eigenes Risiko. Die Kosten für die Beschaffung und Umbau war für die spendenfinanzierte Organisation einfach eine riesige Hürde. 

    Chloe nahm Schub raus und ließ das Schiff vor dem brennenden Frachter auslaufen. Sie setzte sich zwischen Havaristen und Fischerboot. Die Fischer wiesen in eine Richtung, während zwei der Fischer einen Seemann an Bord zogen. 

    “Dort! Langsam voraus, mehr Backbord. Da schwimmt wer.” 

    “Soll ich unser neues Spielzeug losschicken?” 

    “Ja, Bent. Mach das! Dann halten wir weiter Abstand.” 

    Das neueste Spielzeug war eine spezielle Rettungsdrohne. Es war ein autonom fahrendes Motorboot mit Greifarmen und weiterer Tech an Bord, um Lebewesen jeder Art aus dem Wasser zu bergen. 

    “So, unser Schatzi ist unterwegs.” 

    Der Vormann und Chloe sahen sich nur kurz an und schüttelten grinsend die Köpfe. Sie mochten ihre Rettungsdrohne alle. Schatzi sagte nur Bent. 

    “Der Fischer meldet eine verletzte Person. Sieht keine weiteren.” 

    “Danke, wir übernehmen die gleich. Wir sind schneller zurück in Kiel.” 

    “Gebe ich so weiter.” 

    Chloe sprach wieder ins Funkgerät während Bent die Faust in die flache Hand schlug. “YES! Schatzi hat ihn. Vitalwerte sehen so weit gut aus. Körpertemperatur in Ordnung für das kurze Bad, Anzeichen für eine Rauchvergiftung, weiteres, wenn die Person an Bord ist.” 

    “Danke, Bent. Mach du weiter. Wir suchen alles ab.” 

    Die geborgene Person erwies sich als Zwergin mit Riggerbuchse. Leider sprach sie kein Deutsch und ihr Englisch war rudimentär. So fragten die Retter fast vergeblich nach weiteren Personen. 

    “Hat niemand eine Übersetzung-Soft auf dem Komlink? Drek verfluchter!” 

    “Ah! Da sagst du was.” 

    Wieder war es Bent, der hastig auf seinem Arm rumtippte und dann grinste. “Das könnte helfen.” 

    Er eilte davon. 

    Wenig später kam über Interkom seine Nachricht. 

    “An Bord waren nur drei. Der Kapitän ist entweder noch an Bord oder gesprungen. Das wusste sie nicht. Zuletzt waren alle am Bug. Er könnte Steuerbord das Schiff verlassen haben.” 

    “Danke, schick du dein Schatzi um den Bug, wir umfahren das Heck und treffen uns dann auf der Steuerbordseite.” 

    “Aye Aye, Sir!” Sie hörten, wie er grinste. 

    Bevor sie die Freude aufnehmen konnten, explodierte wieder etwas an Bord und Trümmerteile flogen weit über sie rüber. 

    “DREK! VERFLUCHTER!” 

    “Hier Mathilda, wir drehen ab. Neben uns ist was Großes runtergegangen und irgendwas hat das Netz zerrissen.” 

    “Ja, Mathilda, machen Sie, dass Sie wegkommen! Wir gehen auch gleich auf Abstand. Danke für die Unterstützung.” 

    Neben dem Rettungsschiff klatschte etwas ins Wasser. Die Fontäne ragte bis über den Fahrstand rauf. 

    “Chloe, mehr Schub! Wir umrunden den Havaristen mit mehr Abstand.” 

    “Aye Aye!” 

    “Ich habe was! Das heißt, Schatzi hat was!” 

    Gerade als sie das Heck umrundet hatten und etwas Abstand gewannen, barg Schatzi den Kapitän und zog ihn zu sich an Bord wie sonst Fischer ihre Beute. 

    “Dann Kurs auf Kiel Leuchtturm. Beide. Und zwar schnell!” 

    Bent ließ die Drohne über das Wasser flitzen und das Rettungsschiff nahm zügig Fahrt auf. Einige Verpuffungen trieben ihnen Sorgenfalten ins Gesicht. Weitere Explosionen gab es nicht. 

    “Die Kollegen aus Stein übernehmen die Löscharbeiten, die Feuerwehr und ein Boot der WaschPo sind auch unterwegs. Wir nehmen die Crew des Frachters an Bord und bringen sie nach Kiel. Der Rettungsdienst wartet schon.” 

    “Danke, Chloe, das läuft ja.” 

    Nachdem der Kapitän an Bord war, nahmen sie Kurs auf das Fischerboot und übernahmen den verletzten Seemann. Bremen Rescue wurde informiert, dass laut Aussage des Kapitäns nun alle gerettet waren und die Löscharbeiten beginnen konnten. Die Mathilda fuhr in ihren Heimathafen und in Holtenau übergaben sie die drei Verletzten der Landrettung. 

    “Dann mal auf in den Feierabend.” 

    “Japp! Mein Bier wartet immer noch.” 

    “Oh ja! Das haben wir uns verdient.” 

    Erst, nachdem sie auf der Rückfahrt waren, kamen erste Kameradrohnen und umschwirrten das Schiff. Sie achteten nicht drauf und Cloe nahm etwas Geschwindigkeit raus, um harmloser zu wirken. 

    “Die drek Reporter wieder. Machen sich nicht mal selbst die Hände schmutzig.” 

    Der Vormann nickte und schaute auch genervt auf die Drohnen, die sich um gute Aufnahmen bemühten. 

    Der Wasserstrahl des Polizeibootes schien etwas vom Ziel abzukommen und erwischte eine der Drohnen voll. Sie landete im Wasser. Danach zogen die anderen Drohnen ab, umschwirrten nur kurz das Schiff der NoSeRG und flogen weiter. 

    Bewusst standen die drei still. Ja, sie brauchten gute Presse als Werbung für Spenden. Nein, sie wollten weder als Helden dastehen noch die geretteten Metamenschen im News-Trid sehen müssen. 

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    Quellen: 

    https://shadowhelix.de/Norddeutsche_Seenot-Rettungsgesellschaft

    https://www.seenotretter.de

    https://de.wikipedia.org/wiki/Seenotrettungsstation_Laboe

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  • Die Himmelsscheibe von Nebra

    Eine Kurzgeschichte im Shadowrun-Universum von Peter Groth 

    Die Himmelsscheibe von Nebra 

    Als am vierten Juli 1999 Raubgräber mit Hilfe ihrer Metallsuchgeräte auf die Himmelsscheibe stießen, wussten sie zum einen nicht, was sie fanden. Zum anderen ahnten sie nicht, was für eine Kriminalgeschichte sie damit in Gange setzten. 

    Als im Februar 2002 die Himmelsscheibe mit Hilfe der Schweizer Polizei und dem Landesarchäologen Dr. Harald Meller sichergestellt werden konnte, schien es ruhiger um die Scheibe zu werden. 

    Längst umfangreich untersucht, glaubte man, alles herausgefunden zu haben, was man herausfinden konnte. 

    Dann erwachte die Welt. 

    Inzwischen hat die Himmelsscheibe zwei Diebstähle hinter sich. Versuchte Diebstähle sind es ein paar mehr.

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    Kunsthalle zu Kiel 

    Heute. 

    Nebraska schaute sich gelangweilt in der Kunsthalle um. Sie hatte sich nie für Kunst begeistern können. Bilder zu malen war so mittelalterlich. Und was die sogenannten Künstler da auf die Leinwand brachten. Manchmal nur ein paar Farbkleckse und dieser Drek brachte richtig Geld ein. 

    Über die vermeintliche Kunst der Skulpturen wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken. Teilweise vermutete sie, dass da echt kranke Geister am Werk waren und sich Künstler nannten. 

    Immerhin gab es auch hübsche Skulpturen aus der Antike. Sportliche junge Männer, leicht bekleidet und der Wachmann da hinten sah auch richtig gut aus. 

    Reiß dich zusammen! schalt sie sich im Geiste. Ein Besucher guckte sie irritiert an. Sie musste laut geschnaubt haben. 

    Den Wachmann ignorierend, schaute sie sich unauffällig nach den sichtbaren und unsichtbaren Überwachungsmitteln um. 

    Ihr Cyberauge, dass als solches nicht erkennbar war, scannte die Wände ab und stellte unter anderem auffällige Temperaturunterschiede fest. In ihrem Headmemory speicherte sie diese Informationen ab. 

    Die AR zeigte nur den üblichen Werbemüll und die Infos zu den Exponaten an. 

    Sie notierte Fluchtwege, Türen, Schlösser, Pausenräume, Reinigungspersonal- und drohnen, und und und. 

    Metzger, der Magier der Gruppe, prüfte das Gebäude erst von außen und dann von innen. Er sah zufrieden aus, fand sie. 

    Eisen-Hans, das wandelnde Kraftpaket und Waffenarsenal lächelte nur müde über die Wachleute. 

    Über seine seriösen Klamotten lächelte er nicht. Die Jeans war in Ordnung. Das Hemd kratzte am Hals, dass er den Kragen am liebsten abgerissen hätte. Eisen-Hans schaute sich ausschließlich die Wachleute, den Überwachungsraum und den Pausenraum an. Die Räume waren natürlich nicht frei zugänglich. Immer, wenn jemand den Raum betrat oder verließ, warf er einen Blick hinein. So bekam er bald einen Eindruck der zur Verfügung stehenden Sicherheits-Tech. Standard. Nichts besonders. 

    Im Quartier 

    Zurück im Quartier besprachen sie ihre Erkenntnisse. 

    “So, Chummers, was wissen wir?” fing Nebraska an. 

    “Magisch ist die Kunsthalle kaum gesichert. Watcher patrouillieren außen um das Gebäude. Nachts auch im Gebäude. Ich konnte keine Auslöser für Elementare oder ähnliches entdecken.” 

    “Sehr gut. Die Wachen?” Auffordernd sah sie Eisen-Hans an. 

    “Drek! Die sind langweilig. Keine Herausforderung. Stehen oder sitzen gelangweilt herum. Haben Betäubungswaffen und Knüppel. Viele Rentner. Museum halt.” 

    “Sehr schön. Die Überwachungs-Tech ist auch unterer Standard. Offen sichtbare Kameras, hier und da versteckte Kameras und einige Sensoren konnte ich entdecken. Die sind mit Sicherheit für die nächtliche Überwachung.” Nachdem sie kurz Luft geholt hatte, führte sie weiter aus. 

    “Kommen wir zur Nachtwache. Was wissen wir darüber?” 

    “Askennen konnte ich, dass normalerweise nur zwei Wachleute in der Nacht Dienst schieben. Seit die Himmelsscheibe vor Ort ist, sind es drei. Die Säule, auf der die Himmelsscheibe ausgestellt ist, hat eine magische Sicherung, die auch über Tag zum Teil aktiv sein dürften. Der Glaskasten über der Himmelsscheibe scheint nur Glas zu sein.” 

    “So ka. Nachts sind also keine Besucher und wenig Wachen vor Ort, allerdings sind die Sensoren aktiv. Können wir diese hacken?” 

    “Wenn wir ins Gebäude kommen, dann ja. Die gesamte Tech ist nicht mit der Matrix verbunden. Drek, ey! Die haben nicht mal einen Zugang für Gäste. Das ist so Oldschool.” 

    “Ach ja, die ADL und ihr Neuland. Herrlich.” grollte Nebraska. 

    “Wie wäre es, wenn wir den Diebstahl bei Tage ausführen?” 

    Einige lange Augenblicke sagte niemand der Drei etwas. So verrückt der Vorschlag klingen mochte, so interessant konnte er sein. 

    “Du meinst …“ 

    “Genau, den Schutz der Besucher ausnutzen. Die Ablenkung der Wachen. Die reduzierten aktiven Systeme. Vielleicht bekommen wir die Kleidung der Wachleute oder stellen die Putzkolonne dar.” 

    “Oder beides.” ergänzte Metzger nachdenklich. 

    Kunsthalle zu Kiel 

    “Ist Ihnen nicht gut, der Herr?” Besorgt schaute der Wachmann zu dem schwankenden Mann. 

    “Nein, geht schon. Danke.” Unsicher lächelte der Angesprochene dem Wächter zu, um dann fast in die Knie zu gehen. “Oh, mein Kreislauf. Ich habe wohl zu wenig getrunken.” 

    Andere Besucher schauten den Mann irritiert an. 

    Da passierte es. Torkelnd und nach Halt suchend stützte er sich gegen einen Glaskasten. Dieser war nicht für Belastung gemacht und verschob sich. Ein weiteres Abstützen, etwas magische Unterstützung und der Kasten gab nach. 

    Laut klirrend und scheppernd fiel er in tausend Scherben in sich zusammen. 

    “Ich blute! Hilfe!” rief der schwankende Mann. Er war neben der Säule, die unter dem Glaskasten war, zusammengesunken.  

    “Ich kann helfen!” rief eine junge Dame in gehobener Kleidung und hockte sich neben den Verletzten. Dieser schüttelte sich wie in einem Krampfanfall und stieß die helfende Dame gegen die Säule. 

    “Huch!” rief sie noch, da kippte die Säule und die darauf liegende Bronzeplatte fiel. 

    “Hab sie!” grollte der kräftige Wachmann, der dem ersten Kollegen zu Hilfe kam und grinste stolz. 

    “Pass bloß drauf auf! Gibt richtig Ärger, wenn da auch nur ein Kratzer drankommt. Ich ruf einen Krankenwagen und den Chef.” 

    “Geht klar.” kam prompt die Antwort und der Wachmann wickelte die Bronzeplatte in ein Tuch ein. Inzwischen waren sie von den wenigen Gästen umringt und unsicher stand der kreidebleiche Mann auf und ging zum Ausgang. 

    “Ich muss was trinken. Dringend”, stammelte er. 

    “Kommen Sie!” 

    Zu dritt drängten sie sich durch die Gaffenden und ein Mann mit Besen und Schaufel fing an, die Scherben aufzufegen. 

    Noch während die Scherben aufgeklaubt wurde, wurde er gefragt, wo denn nun der kranke Mann sei. 

    “Weiß nicht. Kam eben erst.” 

    “Und WO ZUR HÖLLE IST DIE HIMMELSSCHEIBE?” 

    “Weiß nicht, kam eben erst.” 

    “DREK! ALARM!” brüllte der Wachmann in sein Funkgerät und rannte zum Ausgang. 

    Da wurde es in der Halle etwas dunkler. 

    “Was ist denn jetzt?” rief er quer durch den Saal. 

    Ungerührt fegte der Reinigungsmann die Scherben auf. “Weiß nicht.” 

    Ein anderer Wachmann kam aus dem Pausenraum. 

    “Wir haben Stromausfall. Alles tot. Im Wachraum auch.” 

    “DREK! Ruft die Polizei! Schnell! Und riegelt alles ab!” 

    Währenddessen richtete der Reinigungsmann die Säule auf, putzte sie gründlich ab und fegte die großen Scherben auf. Um die kleineren konnten sich die Reinigungsdrohnen kümmern, die er nun losschickte. 

    Am Hinterausgang hielt ihn niemand auf. So entsorgte er die Scherben in einem Glascontainer. 

    Zwei Stunden später. 

    “Die haben das schlau eingefädelt und an alles gedacht. Dass muss ich schon sagen.” 

    Die Kriminalpolizisten schaute sich die ersten Ergebnisse an. Himmelsscheibe weg, Verdächtige weg, Spuren weg. 

    “Ja, stimmt. Der falsche Reinigungsmann hat sämtliche Spuren abgewischt und die wenigen Blutstropfen,” etwas verächtlich betonte er das Wort, “waren Kunstblut.” 

    “Genau. Und die Reinigungsdrohnen waren so präpariert, dass sie die kleineren Scherben ebenso gereinigt haben. Alles quasi durchgespült.” 

    “Ja. Und selbst im Glascontainer hat es eine Reinigungsexplosion gegeben. Sowas habe ich echt noch nicht erlebt.” 

    “Und damit es nicht zu einfach wird, sind sämtliche Aufzeichnungen gelöscht. Der falsche Wachmann, angeblich eine spontane Unterstützung aus einem anderen Museum, hat es erfolgreich geschafft, dem alten System einen Virus einzuschleusen. Nichts mehr da. Das System ist wie leergefegt.” 

    “Die Täter sind seelenruhig durch das Restaurant gegenüber, runter ans Wasser, rein in ein Boot und weg.” 

    “Da setzen wir an! Ganz Kiel ist so überwacht, da müssen die auf irgendwelchen Kameras auftauchen.” 

    “Ist schon veranlasst.” 

    “Lassen Sie auch unsere Zauberwirker los. Dieses Bronzeding sollte ja zu finden sein.” 

    “Jawohl.” 

    Vergeblich. Zum einen rückten nur wenige ihre Kamera-Daten raus und zum anderen zeigte ein Video des Restaurants, wie sich das kleine Motorboot kurz nach dem Ablegen in Luft auflöste. 

    Dietrichsdorf 

    In einer kleinen Wohnung in Dietrichsdorf stießen drei Personen auf ihren Coup an. Erfolgreich hatten sie ihren ersten größeren Run gemeistert und damit den Grundstein für ihre Reputation gelegt. Auf dem Tisch lag die schwere Bronzeplatte in einem speziellen Koffer und somit für die drei nicht sichtbar. Dass war ihnen egal. 

    Zufrieden schickten sie ihrer Schmidt die Erfolgsmeldung. Die Antwort ließ nicht auf sich warten. Noch am gleichen Abend wurde die Himmelsscheibe von Nebra auf dem Parkplatz eines Einkaufscenters gegen einige Credsticks getauscht. 

    “Glückwunsch an Sie drei. Das haben Sie erfolgreich gemeistert. Sollte ich wieder etwas in dieser Gegend zu erledigen haben, dann frage ich Sie.” 

    Mit diesen Worten verschwand Frau Schmidt und die Feier ging erst richtig los.

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    Quelle: Link zu VGSD.de

  • Extraktion

    Eine Kurzgeschichte im Shadowrun-Universum von Peter Groth. Alle Rechte bleiben beim Urheber.

    Vorwort

    Diese Geschichte entstand beim Lesen der ganzen Bücher und wollte dann raus. Ja, Hamburg, nein, nicht Kiel. War halt so. Den Gedanken, dass zu einer Extraktion eine Fähre genutzt wird, fand ich witzig.

    Viel Spaß beim Lesen. 🙂

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    Unterschlupf 

    „… kam es in der Nacht von Sonntag auf Montag zu einem spektakulären Diebstahl im Depot des HVV. Eine Passagierfähre wurde entwendet. Sie haben richtig gehört, eine Fähre des HVV wurde aus dem Depot gestohlen und ist bisher nicht wieder aufgetaucht. Na, wir wollen doch hoffen, dass sie noch schwimmt, Ha-ha!“ 

    „Mach bitte das Radio aus.“ 

    „Bisher gibt es keine Erkenntnisse zum Verlauf des DiebKNACK“ 

    „Danke. Das Gesabbel kann man ja nicht ertragen.“ 

    „Stimmt.“ 

    „Wie weit sind wir?“ 

    „Der Plan steht. Die Leute sind soweit nötig instruiert. Es kann losgehen.“ 

    „Unser Ziel?“ 

    „Macht wie immer Überstunden und sollte auch heute Abend wieder recht spät das Büro verlassen. Da fällt ihm sicher nichts auf. Vor drei Tagen haben die Reinigungsdrohnen ihn geweckt und er musste aus dem Dock begleitet werden.“ 

    „Hmm, gut. Dann los.“ 

    HVV-Anleger Airbus Arials 

    Der kalte Nieselregen kroch in jedes Loch seines Mantels und sein Hut half nicht wirklich, die Brille trocken zu halten. Wieder verfluchte er sich, seine Arbeit und dass er wieder so spät aus dem Büro gekommen war. Und wieder hier sinnlos rumstand. Und wieder hoffte, dass die letzte Fähre noch fuhr und wieder Hunger hatte und und und. 

    Seine trüben Gedanken wurden beim Anblick der Lichter der Fähre ein wenig heller. Wie so oft war er der einzige Passagier. Was Wunder um diese Uhrzeit. 

    In Teufelsbrück stieg noch jemand zu. Er beachtete die Personen nicht. Er freute sich, endlich aussteigen zu können. Immer noch, nach all den Jahren, waren die Fahrten mit der Fähre sein tägliches Highlight. 

    Ziemlich wenig für dein Alter. Keine Freunde. Keine Familie. Nur die Arbeit und kaum Kontakt zu den Kollegen. Glatte sechs. 

    Nur mühsam suchte er mit Blick auf die dunkle Elbe seine Gedanken woanders hinzulenken. 

    Eine Gruppe Feiernder stieg in Finkenwerde zu und grölte und sang. 

    Was haben die denn heute und um diese Zeit zu feiern? Mitten in der Woche. Immerhin lassen sie mich in Ruhe. 

    Sich den Mantel enger ziehend setzte er sich auf einen der Stahlgitterstühle und hoffte, nicht wieder einzuschlafen. 

    Polizeipräsidium 

    „Hier können Sie sehen, wie Dr. Manhold Altona Fischmarkt aussteigt und Richtung seiner Wohnung geht. Die Überwachungskameras zeigen ihn, bis er zwischen den Häusern verschwindet. Dann verliert sich seine Spur.“ 

    „Danke, Herr Inspektor. Was ist mit der Gruppe Feiernder? Es wirkt so, als hätten sie kurz mit Dr. Manhold gesprochen.“ 

    „Nichts, gar nichts. Sie sind noch bis Landungsbrücken gefahren und dann in ein Taxi gestiegen. Einer von ihnen musste getragen werden, so betrunken war er.“ 

    „Und das Taxi?“ 

    „Wir haben sofort alles überprüft und bisher nichts herausgefunden. Es scheint kein registriertes Taxi gewesen zu sein.“ 

    „Verdammt!“ 

    „Sie sagen es. Eines ist allerdings merkwürdig.“ 

    „Was denn?“ 

    „Die Fähre mit der Dr. Manhold fuhr, ist die vor vier Tagen geklaute Fähre. Nachdem die Gruppe der Feiernden ausgestiegen war, fuhr sie nur noch bis Arningstraße, also zum Südufer der Elber und legte dort an. Der Pilot stieg aus, die Fähre fuhr per Autopilot, bis Landungsbrücken und trieb dort so lange, bis es morgens jemandem auffiel.“ 

    „Jetzt wird es interessant.“ 

    „Das stimmt. Leider konnten wir keine Fingerabdrücke oder sonstige Signaturen feststellen. Auch magisch hat der Pilot nichts hinterlassen. Es wirkte, als sei das Schiff geradezu von den meisten Spuren gereinigt worden.“ 

    „Bemerkenswert.“ 

    „Äh, ja. So kann man es auch sagen. Nun stehen wir vor dem Rätsel und haben keine Hinweise.“ 

    Unterschlupf 

    Langsam schlug Manhold die Augen auf. Er musste wohl doch eingeschlafen sein. 

    Komisch. Ich bin nicht auf der Fähre. Es regnet nicht mehr. Es ist warm und ich bin in einem Raum. Das ist nicht meine Wohnung.“ 

    „Guten Abend, Dr. Manhold.“ 

    Erschreckt sah der Wissenschaftler die Elfin vor ihm an. Er hätte sie attraktiv finden können. Doch, die verspiegelten Cyber-Augen stießen ihn ab.  

    „Was … wer … wo bin ich?“ 

    „Was? Sie wurden für eine Extraktion mitgenommen. Wer? Das muss Sie nicht interessieren. Wo? Sie befinden sich noch in unserem Safehouse. Doch das wird sich bald ändern.“ 

    Himmel, diese kalte Stimme. 

    „Aber … warum?“ 

    „Ein anderer Konzern ist an Ihrem Wissen und Ihren Fähigkeiten interessiert. Ebenso ist bekannt, dass Sie nicht gerade glücklich sind und Interesse an einer Veränderung haben.“ 

    „Ja klar, äh nein, ich meine jein! So geht das doch nicht. Ich habe derzeit kein Interesse und will mein Projekt zu Ende bringen. Danach wollte ich mich eventuell“ 

    „Darauf will unser Auftraggeber nicht warten. Wir bringen Sie zu ihm.“ 

    „Nein! Ich protestiere! Ich“ 

    Die Elfin machte eine vage Handbewegung und ihm fielen die Augen zu. 

    Polizeipräsidium 

    „Immer noch keine Spur, Inspektor?“ 

    „Nein, leider noch gar nichts. Unsere technische und die magische Abteilung haben alles untersucht. Die Anleger, da war natürlich nichts zu finden nach dem Regen. Die Fähre. Da war auch alles sauber. An Deck sowieso. Der Regen. Unter Deck auch. Da hielt Dr. Manhold sich eh kaum auf.“ 

    „Andere Anhaltspunkte?“ 

    „Wir haben eine Theorie. Doch, die ist zu vage.“ 

    „Erzählen Sie!“ 

    „Nun, es besteht die Möglichkeit, dass die Gruppe der Feiernden ihn mitgenommen hat.“ 

    „Wie bitte? Wie soll das abgelaufen sein?“ 

    „Nun, wir kamen darauf, als uns eine kurze Störung der Videoaufzeichnung auffiel. Das System ist alt, die Kameras nur die einfachste Tech. Da sind kurze Aussetzer normal. Wir haben dann von Videospezialisten alles Bild für Bild analysieren lassen. Kurz: Es besteht die Möglichkeit, dass Dr. Manhold betäubt und dann mitgenommen wurde.“ 

    „Sie meinen entführt.“ 

    „Sehr wahrscheinlich.“ 

    „VERFLUCHT!“ 

    „Wie?“ 
    „Der Konzern macht mir die Hölle heiß!“ 

    „Ach so. Naja, wenn Dr. Manhold so wichtig für den Konzern war, dann hätte er Begleitschutz mitgeben sollen.“ 

    „Drek! Das stimmt. Gutes Argument, wenn der Vorstand wieder anruft. Die rufen jeden Abend an und die Drohungen werden immer unverhohlener.“ 

    „AA droht der Polizei?“ 

    „Nicht direkt. Mehr zwischen den Zeilen. Und rückt dem Bürgermeiste auf die Pelle. Den kennen Sie ja.“ 

    „Schulz-oh-nein-mat? Klar. Ich habe die anderen gewählt.“ 

    „Ja, ich auch. Hat nicht geholfen. Und dem rücken sie mehrmals täglich auf den fetten Pelz. Immerhin haben sie den Wahlkampf finanziert. Und der Bürgermeister ruft dann bei mir an. Morgen werde ich sicher hinzitiert.“ 

    „Verstehe. Unangenehm.“ 

    „Sehr. Sie kommen morgen mit!“ 

    „Was zur Hölle?“ 

    „Ja, zu zweit sind es mehr Zeugen. Ich dachte auch daran, Ihre Kollegin mitzunehmen.“ 

    Radio 

    „… gibt es immer noch keine Erkenntnisse im Fall Manhold. Airbus Aerials drückte seine tiefe Besorgnis aus. Der Bürgermeister verspricht, der Polizei alle Unterstützung zu geben und die Polizei selbst gibt keine neuen Pressemitteilungen mehr heraus.” 

    Ludwigshafen 

    „Willkommen in Ludwigshafen, Dr. Manhold. Willkommen in Ihrer neuen Heimat.“ 

    Dr. Manhold schlug die Augen auf und fragte sich erneut, wo er war. 

    Ludwigshafen? Neue Heimat? Verdammt! 

    „Es ist alles in Ordnung, Dr. Manhold. Ihre Werte sind stabil und ihr neues Team freut sich schon auf sie.“ 

    Team? Was für ein Team? Ich arbeite allein! Oh, wer ist das? 

    „Guten Tag, Dr. Manhold. Ich bin Ihre Assistentin. Mein Name ist Susann Dependorf und ich werde Ihnen alles zeigen.“ 

    Eine Assistentin? Und dann noch so eine wunderbare Person? Es wird interessant. 

    „Ährhem, ja. Also, ich wollte eigentlich zurück nach Ham“ 

    „Das ist leider nicht mehr möglich, Dr. Manhold. AA hat bereits von Ihrem Aufenthalt hier erfahren und wird nicht begeistert sein, dass Sie, wenn auch nur für kurze Zeit, fremdgegangen sind. Wenn ich das so sagen darf.“ 

    Gefangen! Beim Feind … Drek! 

    Radio 

    „Unbestätigten Quellen nach, ist der vor einer Woche verschwundene Dr. Manhold gestorben. Diese Meldung gab Airbus Aerials heraus und drückte tiefstes Bedauern aus. Dr. Manhold hatte keine Familie. 

    Überraschend gab gestern der oberste Bürgermeister seinen Rücktritt bekannt. Aus gesundheitlichen Gründen, wie er sagte, wollte er das Amt abgeben. Einen Nachfolger gibt es derzeit noch nicht. 

    In der gestrigen Polizeikonferenz gab der Präsident bekannt, dass vermutlich ein Bandenkrieg mehrere Opfer gefordert hatte. Eine Gruppe Leichen wurde gefunden. Darunter eine Elfin mit verspiegelten Cyber-Augen, sowie ein Ork und ein magisch begabter Norm. Wer Hinweise zu dem Vorfall hat, wird gebeten die Polizei zu kontaktieren. 

    Und nun zum Wetter …“ 

    .

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    Quelle: Link zu VGSD.de

  • Überlandexpress

    Eine Kurzgeschichte im Shadowrun-Universum von Peter Groth. Alle Rechte bleiben beim Urheber.

    Vorwort

    Die Idee zu dieser Geschichte kam mir, als ich das wunderbare Buch „Nachtmeisters Erben“ von Bern Perplies las.
    Link zum Buch Nachtmeisters Erben auf Shadowrun6.de

    Der Überlandexpress hat mir sofort gefallen und ich wollte ihn in „meine Hood“ rund um Shadowrun Kiel einbauen.

    Wie immer überraschten mit die Protagonisten mit ihren Handlungen …

    Viel Spaß mit der Geschichte.

    Ein Beinahe-Unfall 

    “Dann machs gut, Karl. Bis morgen.” 

    “Bis morgen, Freddy. Und häng nicht wieder die ganze Nacht in der Matrix rum!” 

    Zwinkernd verabschiedeten sich die Freunde, wohl wissend, dass Freddy bis zum Umfallen unterwegs sein würde. 

    Karl nutzte zwar auch die Vorteile der Matrix, doch schätzte er das reale Leben mehr. Nun, immerhin saß er nicht im Rollstuhl und sein Leben war dadurch deutlich mobiler und flexibler. 

    Gedankenverloren trat er durch die Haustür auf die Straße und blickte sich kaum um. Mal wieder heulte irgendwo ein Motor auf, er achtete nicht darauf und war in Gedanken bei dem Rest der Hausaufgaben und bei Inge. Naja, hauptsächlich waren seine Gedanken bei Inge und sein Magen wurde warm. 

    Um urplötzlich sich wie von einer Orkhand gepresst zusammenzuziehen. Ein Wagen war herangerauscht und hielt mit quietschenden Reifen äußerst knapp vor ihm. 

    Karl hielt die Luft an und starrte mit vor Schreck geweiteten Augen auf den Wagen, ein Volkswagen Superkombi IV mit seltsamen Lack, dessen Stoßstange seine Hose berührte. 

    Der Fahrer sprang aus dem Wagen. “Drek! Junge! Dass hätte ins Auge gehen können!” 

    Mit gerötetem Gesicht kam er auf ihn zu. Immer noch blass vor Schreck, starrte Karl den Mann vor sich an. Er trug eine Cargohose, Stiefel, eine Weste über einem Langarm-Shirt und ein Basecap mit dem Logo “Überlandexpress”. 

    “Jung, alles gut bei dir? Alles noch heile?” 

    Kurz schloss Karl die Augen, schüttelte sich, um dann zögerlich zu nicken. 

    “Da bin ich froh, wirklich, Mann. Haben schon genug Är…” 

    “Lass gut sein, Strolch. Hauptsache, dem Kleinen geht es gut. Lass uns weitersuchen.” fiel seine Beifahrerin ihm ins Wort. 

    “Ja, klar. Sorry, nochmals, tut mir echt leid.” Der Fahrer drehte sich wieder zum Wagen, um dann innezuhalten. 

    “Sag mal, Junge, kennst du dich hier aus?” 

    “Äh, klar.” Karl war unsicher, was er darauf antworten sollte. Gerade hatte er die unauffällig auffällige Beule knapp oberhalb der Hüfte des Mannes entdeckt. 

    “Gut, wir suchen nämlich einen Parkplatz, verstehst du? Für den Tag, zum auspennen und so.” Das Gesicht des Mannes sprach Bände. 

    Karl schaute den Mann verwirrt an. “Am Tag? Auspennen?” 

    “Klar, Junge. Wir sind vom Überlandexpress.” Er tippte auf sein Basecap. 

    “Kenne ich nicht.” 

    “Echt nicht? Na, macht nichts. Und wir suchen was, um … uns etwas zu erholen. Sag mal,” er schaute neugierig auf Karls Koffer. “Ist da eine Drohne drin?” 

    Inzwischen hatte der junge Rigger sich wieder gefasst und gewann seine Sicherheit zurück. Und schon gar nicht wollte er sich, nachdem er fast umgefahren worden wäre, nun beklauen lassen. Also hielt er den Koffer fester und trat einen Schritt zurück. 

    “Ja, warum?” Karl sprach deutlich sicherer als eben noch und fühlte sich längst noch nicht so, wie er zu klingen hoffte. 

    Der Mann vor ihm lächelte. “Dann könnten wir deine Hilfe gebrauchen.” 

    Der Junge vor ihm legte den Kopf schief und fragte: “Und das heißt was?” 

    “Ich möchte einen unauffälligen Rundumblick und wissen, wer oder was hier so herumfährt. Verstehst du?” 

    “Zum Teil, ja. Sie befinden sich hier in Kiel, wie Sie hoffentlich wissen. In einem Stadtteil, wo gerade der morgendliche Wochenendverkehr beginnt und dem Verkehr nach ist gerade eine der Fähren aus dem Skandinavischem Bund angekommen und hat allerhand Fahrzeuge ausgespuckt. Ihres auch?” 

    “Cleveres Kerlchen. Muss ich schon sagen.” Der Mann nickte anerkennend und fuhr sich durch das kurze Haar. 

    “Was soll ich suchen? Was zahlen Sie?” 

    “Hoi! Da kommt er gleich zur Sache. Du gefällst mir.” Der Mann lachte freundlich und Karl hatte einen guten Eindruck. “Kannst du für die nächste halbe Stunde nach schwarzen Geländewagen Ausschau halten? Wir suchen derweil einen Parkplatz und einen Schlafplatz für den Tag.” 

    “Warten Sie kurz! Ich schicke Dobby los und dann habe ich vielleicht, was Sie suchen.” 

    Verwundert schaute der Mann ihn an und wandte sich seiner Partnerin zu, als Karl sich nicht weiter um ihn kümmerte und auf einem schmalen Rasenstück neben dem Bürgersteig seine Drohne startklar machte. Dobby hob surrend ab und Karl schickte ihm einen vorbereiteten Auftrag hinterher. Nebenbei sandte er Freddy eine Nachricht: 

    “Recherche: Überlandexpress, JETZT!” 

    “So, nun zu Ihnen.” 

    Der junge Rigger schaute abwechselnd auf seine Fernbedienung und auf den Fahrer. “Aktuell scheint kein schwarzer Geländewagen in der Nähe zu sein. Wegen einer Unterkunft weiß ich, wen wir fragen. Parken Sie dort unter dem Baum hinter dem Van! Ich bin gleich wieder da.” 

    Kopfschüttelnd sah der Mann den Jungen in einem Fischladen verschwinden. Dort begrüßte er eine etwa fünfzigjährige Frau hinter dem Tresen und redete mit ihr. Beide guckten immer wieder auf den Fahrer. Erst schien die Frau zu zögern, dann erhellte sich ihr Gesicht etwas und sie nickte deutlich. Der Junge schien gehen zu wollen, da hielt sie ihn auf und sagte noch etwas. Daraufhin schien der Junge sich zu freuen und eilte nach draußen zu dem parkenden Wagen. 

    “Ich hätte eine Unterkunft für Sie beide und einen sicheren Parkplatz für den Tag.” 

    “Was hast du?” Die Frau und der Mann starrten den Jungen, der grinsend durch das offene Fenster in den Wagen schaute, ungläubig an. Die Frau, dass konnte Karl nun erkennen, war ähnlich robust gekleidet wieder Mann. Cargohose, Stiefel, Weste mit vermutlich einer Pistole über der Hüfte und dem Basecap mit dem Logo. 

    “Wer zur Hölle bist du?” 

    “Och, nur ein Junge aus der Nachbarschaft.” 

    “Schon klar. Was kosteten die Unterkünfte?” 

    “Je Hundert Euro und 50 Euro für die halbe Stunde mit, Moment! Dobby meldet sich.” 

    Karl schaute auf sein Bedienteil und zeigte dann das Display den beiden im Wagen. 

    “Hier sind wir, dort, das ist ein schwarzer Geländewagen.” 

    “Drek! Wo ist die Garage, Junge?” 

    “Folgen Sie mir! Ich gehe vor.” Dobby landete wieder und Karl packte alles ein. 

    Freddy schickte ihm eine Nachricht: 

     “Überlandexpress, der.

    Kurier- und Taxidienst in der ADL. Befördert “Pakete” brisanten Inhaltes oder Personen, die eine diskrete Beförderung brauchen. Grauer bis Schwarzer Bereich der Legalität. Regeln: Immer zu zweit fahren. Was, wann, wohin, wie viel und keine weiteren Fragen! Nur Nebenstrecken nutzen! 

    Geleitet von Control. Control organisiert Aufträge, Unterstützung und Werkstätten gegen Provision. Weder der physikalische noch der virtuelle Standort ist bekannt. 

    Das ist die Kurzfassung. Mehr? Dann Daumen hoch. 

    Warum fragst du? Wegen des Wagens, der dich fast umgefahren hat? Pass auf dich auf! Die sind nicht ohne.” 

    Hansens Garage 

    Die Überraschung des Zweier-Teams im Wagen wurde noch größer, als sie nach sehr kurzer Fahrt durch ein alt und verrottet wirkendes Tor fuhren, um dann in einer Halle zu verschwinden, die voll mit Fischtanks war. 

    “Drek! Das ist ja Fisch!” rief der Fahrer aus. 

    “Japp. Und es ist kein Drek! Hansen, dem die Halle gehört, ist Fischer. Er hat eine der wenigen Lizenzen für die mageren Bestände. Und hier ist seine Fischreinigung.” 

    “Fischreinigung? Verarschst du mich? ” Die Frau schüttelt ungläubig den Kopf. 

    “Nope! Die Fische werden in der Ostsee lebend gefangen und hier einige Tage in sauberem Salzwasser untergebracht. Das ist zwar etwas aufwändig, doch, dem Geschmack und der Gesundheit hilft es.” 

    Dass es auch dem Preis sehr half und der Aufwand sich deswegen mehr als lohnte, verschwieg Karl. Wer es sich leisten konnte, kaufte gern echten Fisch. Der von Hansen einige Tage gereinigte Fisch genoss einen guten Ruf, was den Geschmack, die Konsistenz und vor allem die Vergiftung anging. Durch das Halten im Becken wurde sehr viel ausgeschieden. 

    “Da können Sie den Akku aufladen.” 

    “Danke. Krass. Und hier schlafen wir auch?” 

    Karl grinste breit. “Nein, Sie schlafen im Fischladen.”  

    “Dein Ernst, Junge? Im Fischladen? Ich mag keinen Fisch!” 

    Der Frau war anzusehen, dass sie es auch so meinte. 

    “Sie müssen ihn nicht essen. Sie sollen da nur untertauchen. Wenn ich Ihr Auftreten und Ihre Fragen und Wünsche richtig interpretiere, dann wollen Sie genau das.” 

    Die beiden nickten ernst und griffen erschreckt zu ihren Waffen, als es vor dem Tor hupte. 

    “Ah, dass ist Ihr Innenstadtexpress zum Fischladen”, lachte Karl und ließ das Tor herunterfahren. Die beiden mit je einem Koffer in der Hand kamen mit auf den Bürgersteig, wo Marita in einem Kleintransporter wartete. 

    “Alles Einsteigen, der Zug fährt gleich ab. Nächster Halt Lummerland Hauptbahnhof!” rief sie grinsend und zeigte mit dem Daumen über die Schulter. 

    Fassungslos den Kopf schüttelnd stiegen Karl und das kleine Team hinten ein. 

    “Ihr verarscht uns doch nicht, oder? Ich meine, ich hätte dich beinahe umgefahren und nun hilfst du uns. Ich bilde mir eine gute Menschenkenntnis ein und möchte dir und der Frau vorne vertrauen. Doch, warum machst du das?” 

    “Ich habe vom Überlandexpress gehört, im Gegensatz zu dem Bengel, den Sie fast umgefahren hätten. Hätten Sie es getan, wäre es Ihnen schlecht ergangen!” 

    Es war Marita anzusehen, dass es meinte, wie sie es sagte. Strolch schluckte. 

    “Er fand Ihren Wagen interessant, besonders den Lack und ich wollte erst ablehnen. Dann sagte Karl Überlandexpress und ich hab gedacht, dass es eine Gelegenheit ist, Kontakt dahin zu bekommen. Ich bin zwar nicht im … Transportgeschäft tätig, das machen andere. Ich vermittle Kontakte und andere Sachen. Dem jungen Kerl da hinten habe ich einige Aufträge vermitteln können. So, alles aussteigen! Lummerland Hauptbahnhof.” 

    Maritas Unterschlupf 

    Lachend stieg Marita aus und schob sie aus dem Wagen direkt in den Fischladen, jedem eine leere Kiste in die Hand drückend. 

    Sie schob das Paar am Tresen vorbei durch eine Tür, die mit einem dicken Plastikvorhang versperrt war. Sie waren in einem Kühlraum und es roch überall leicht nach Fisch und Meer. Marita drängte alle weiter nach hinten. Hier war es wärmer. Sie standen in einem einfachen Büro. 

    “So, Karl und ich schleppen noch ein zwei Mal die Kisten ins Auto und zurück. Dann haben alle vergessen, dass wir zu viert waren.” 

    Zuletzt kam Karl allein zurück. Marita parkte den Wagen im Hinterhof. Dass hatte den Vorteil, dass der Wagen dort geschützt war und nicht mehr den Blick auf die Straße versperrte. 

    Das war auch nötig. Ein schwarzer Geländewagen rollte langsam am Laden vorbei, als Marita gerade wieder mit einer Kiste den Laden betrat. 

    Die drei im Büro konnten alles auf einem Monitor sehen. Der Geländewagen fuhr weiter. 

    “Und nun ab in den Keller! Du nicht, Karl! Du bleibst hier oben. Du musst nicht alles wissen.” 

    “Och, Mann! Das ist unfair.” 

    Marita schickte ihn gnadenlos wieder in den Laden nach vorn, wo er den Verkäufer mimte. Das hatte er immer mal wieder gemacht, um sich Taschengeld zu verdienen. 

    Wenige Minuten später war Marita wieder bei ihm. Da ging die Ladentür auf und die Glocke an der Tür bimmelte fröhlich. 

    “Guten Tag, die Herren. Was darf es sein?” Freundlich und erwartungsfroh schaute Marita die beiden Männer an. Diese sahen nicht so aus, als wollten sie Fisch kaufen. 

    Beide hatten schwarze Hosen und schwarze Kampfstiefel an. Dazu trugen sie lange schwarze Mäntel, die mit Sicherheit gepanzert waren, vermutete Karl. Er tat so, als räume er gerade etwas Eis in eine Kiste. 

    “Soll ich noch Brötchen holen?” 

    “Nein, danke. Ich denke, es reicht für heute. Nun, was darf es sein?” 

    “Zwei Fischbrötchen.” Der Mann klang fast genervt. 

    Marita holte Luft: 

    “Zwei Fischbrötchen sagt er da. Wissen Sie, dass ist ein Fischladen mit Tradition. Hier gibt es nicht einfach Fischbrötchen. Wir haben Fischfrikadellen, Sauren Hering, sogar Krabben und heute gepfefferte Makrele. Was ganz Besonderes. Sind selten geworden. Mit oder im Brötchen.” 

    Der Mann knurrte etwas, was sie nicht verstanden und sagte dann grummelnd: 

    “Zwei Fischfrikadellen … bitte.” 

    “Sehr gern. Noch einen Soykaf dazu oder lieber ein Soybier?” 

    Marita reichte die Brötchen über den Tresen und kassierte. 

    Nachdem die beiden vorsichtig die ersten Bissen probiert hatten, hauten sie ordentlich rein und bestellten noch zwei Brötchen. 

    “Sind Sie schon den ganzen Tag im Laden?” fragte der Mann mit einer unangenehmen heiseren Stimme. 

    “Quasi, ja. Ab und an muss ich natürlich mal ins Lager oder was besorgen. Warum fragen Sie?” 

    Ohne zu zögern, hielt er ihr ein Tablet hin. “Die beiden suchen wir. Das hier ist ihr Wagen.” 

    “Oh, Detektive? Wie aufregend.” Marita zupfte sich die Haare zurecht und himmelte den Mann an. “Erzählen Sie mir mehr!” 

    Dass schien ihr gegenüber aus der Fassung zu bringen. “Äh, wie? Nein! Da gibt es nichts zu erzählen. Wir suchen die beiden. Fertig.” 

    “Hach, klingt das aufregend. Wie im Agenten-Trid. Wissen Sie, wir erleben hier ja nicht viel. Es ist immer sehr ruhig. Wobei neulich, müssen Sie wissen, da kam ein Krankenwagen ganz schön schnell angebraust.” 

    Karl musste sich ein Lachen verkneifen, als Marita den beiden Männern weitere Brötchen aufschwatzte und über ihr Leben hinterm Tresen erzählte. Aus Versehen ließ er einen Eimer mit Eis fallen und musste diesen nun aufwischen. 

    Bald verschwanden sie, sichtlich genervt, mit weiteren Brötchentüten in der Hand. 

    Als der Geländewagen wieder durch die Straße rollte, atmeten beide erleichtert auf. Karl wollte gerade losjubeln, da warnte Marita ihn mit einer Geste. Unruhig sah Karl, wie sie die Tische vor dem Tresen absuchte und auch die wenige Deko prüfte. 

    Dann winkte sie ihn ins Kühllager. 

    “Sie scheinen nichts zum Abhören angebracht zu haben.” flüsterte sie. 

    Karl machte große Augen. An sowas hatte er nicht gedacht und war froh, dass er Dobby hinten im Büro gelassen hatte. 

    Routenplanung 

    Die Frau kam den versteckten Kelleraufgang hoch. 

    “Wir haben alles mitbekommen. Das war knapp. Genau vor denen verstecken wir uns. Danke. Vielen Dank. Wenn die uns kriegen, dann hat hier niemand was zu lachen.” 

    “Den Eindruck machte der Detektiv auch. Solche Typen machen nur Ärger und leben davon.” Marita legte ein paar Brötchen zurecht. “Hier, ihr Lunchpaket. Wasser gibt es in der Toilette unten.” 

    “Sie sind toll! Übrigens, ich bin Susi, mein Chummer unten ist Strolch.” 

    “Freut mich. Mein Name ist Marita und der junge Mann hier heißt Karl und spielt lieber mit Drohnen als mit Fisch.” 

    Karl hustete während Susi lachte. “Das kann ich gut verstehen. Fisch ist auch nicht so meins. Wir kommen nicht aus dem Norden, wo alle Fisch mögen.” 

    “Ha-ha. Gerücht. Längst nicht alle NDBler mögen Fisch. Ich muss auch sagen, dass Fisch durch die Verseuchung sehr teuer geworden ist. Die meisten kaufen die Soy-Varianten. Ekelhaftes Zeugs.” 

    “Das glaube ich gern, Marita. Und nochmals Danke.” 

    “Und nun runter mit Ihnen! Bevor die nochmal wiederkommen.” 

    “Ja, gerne. Eine Frage noch. Haben Sie einen Tipp, wie Richtung Süden kommen, ohne die A 21 zu befahren?” 

    Marita und Karl schauten sich kurz an. Der Junge hob sein Tablet und rief eine Kartensoft auf. 

    “Naja, da geht schon was. Ist halt arg über Land. Die Landstraßen sind in der Probstei meist noch einigermaßen brauchbar. Alles darunter ist oft Buckelpiste. Viele Schlaglöcher. Sie können hier nach Osten raus.” Er zeigte die Strecke auf dem Bildschirm. 

    “Schönkirchen – Lilienthal – Preetz. Dann die B76 nach Plön. Plön ist sicher. Da gibt es ein Internat für magisch Begabte. Von da aus können Sie einen weiten Umweg nach Osten fahren und dann zurück nach Segeberg oder nördlich des Plöner See, dann nach Süden Richtung Bad Segeberg. Alles Dörfer und einfache Straßen. Zumindest laut der Kartensoft.” 

    “Die Gegend ist überwiegend einsam. Viele Dörfer sind nicht mehr bewohnt. Offiziell nicht bewohnt. Teilweise sind da Gangs oder irgendwas Erwachtes. Einige der kleineren Wälder, Teiche und Seen können erwacht sein. Ach, was rede ich! Der ganze Plöner See ist voller Erwachter Wesen. Die werden von den Leuten aus dem Internat im Zaum gehalten.” Marita holte Luft. “Aufpassen müssen Sie natürlich überall. Und auf die Straßen achten. Wo kein landwirtschaftlicher Betrieb mehr stattfindet, kann es auf den Straßen rau werden.” 

    “Verstehe. Danke. Wir planen das ein und werden Ihre Ratschläge beherzigen.” 

    “Ich verabschiede mich dann” rief Karl nach unten. “Ich fahre zum Praktikum aufs Land.” 

    “So ka. Danke, Karl, vielen Dank.” 

    Baumschule 

    Karl steuerte gerade voller Begeisterung die riesigen Landmaschinen von der Zentrale der Baumschule aus. Heinrich Sell, der Betriebsleiter, hatte ihm angeboten, für etwas Geld auszuhelfen. Karl konnte damit riggen, Erfahrungen sammeln und Geld verdienen zugleich. Er war glücklich. Inge begleitete ihn oft. Es war friedlicher auf dem Gut und ab und an begegnete sie einem freien Geist. 

    Karl zog gerade die Landmaschine in einer Kurve, er steuerte selbst, als die Audio-Sensoren ihm ein Quietschen und Rumpeln übertrugen. Er ließ die Maschine mit Autopilot den Rest der Arbeit machen und wechselte zu Dobby. Bald sah er die Ursache des Geräusches. Ein Wagen lag mit einem Reifen im Graben. Der Reifen sah nicht gut aus. Der Wagen kam ihm bekannt vor. 

    Ein Mann und eine Frau standen daneben und gestikulierten wild. 

    “Brauchen Sie Hilfe?” Erschreckt schauten die beiden vom Wagen auf die sich nähernde Drohne. Sie nickten zögerlich. 

    “Ach, Sie sind das! Gestern noch im Lummerland Hauptbahnhof, heute auf dem Gut. Karl hier. Der freundliche Nachbarsjunge.” 

    Die Gesichter entspannten sich sofort und die beiden winkten. 

    “So, wie das bei Ihnen aussieht” Karl flog eine Runde um den Wagen, “brauchen wir was zum Abschleppen. Ich kümmere mich darum. Bis gleich.” 

    Dobby flog davon und wenige Minuten später kam den beiden am Auto ein riesiger Traktor entgegen. Winkend saß Karl darauf und sprang runter, hängte ein Kabel an das Auto und zog den Wagen vorsichtig aus dem Graben. 

    Nach einem kurzen Blick meinte Karl: “Na, der muss in die Werkstatt. Ich habe schon mit Herrn Sell gesprochen. Der hat nichts gegen eine kleine Reparatur.” 

    “Karl, Alter! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.” 

    Beiden sah man an, dass sie sprachlos waren. Den Jungen aus Kiel hatten sie hier auf dem einsamen Land als letztes erwartet. 

    “Ach, passt schon. Setzt euch rein und lenkt vorsichtig mit. Ich schleppe euch ab.” 

    Der Reifen war so gebaut, dass er auch ohne Luft noch brauchbar fahren konnte. Natürlich nicht mit voller Geschwindigkeit. Da die Seitenteile was abbekommen hatten, war das Abschleppen das sicherste Vorgehen. 

    Bald standen sie vor der Werkstatt des Betriebes. Herr Sell kam auf die drei zu. 

    “Das ist Heinrich Sell, der Betriebsleiter und mein Chef hier. Herr Sell, das sind äh … Freunde von mir.” 

    Herr Sell schaute die beiden vor sich prüfend an. 

    “Freund? Der Überlandexpress? Du überraschst mich immer wieder, Karl.” 

    Skepsis sprach deutlich aus seinem Blick. 

    “Nun ja, die Werkstatt steht Ihnen zur Verfügung. Mein Mechaniker hilft Ihnen sicher gern. Er schraubt immer wieder für Freunde an Autos rum. Viel Erfolg.” 

    “Ah, äh, danke Ihnen.” 

    Bald war der Reifen abmontiert und wurde von einem Lehrling geflickt. Der Mechaniker kümmerte sich begeistert um den Kotflügel. 

    “Interessant. Verstärktes Material. Und der Lack, ist dass dieser neue Chamäleon-Lack? Faszinierend. Habe ich noch nie vor Augen gehabt. Sicher sehr teuer.” 

    So schwärmend wurde innerhalb kürzester Zeit der Schaden behoben. 

    Inge kam zu Karl und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sein Blick wurde ernst. Inge setzte sich und schloss die Augen. 

    “Inge meint, wir bekommen Besuch. Jemand mit aggressivem Fahrverhalten und hohem Tempo.” 

    “Verdammt! Dann sollten wir bald los. Und, woher weiß sie das?” rief Susi. 

    “Ganz einfach, der Wagen hat auf den letzten Kilometern eine Katze überfahren, einen Geist durcheinandergewirbelt und einen Schwarm Tauben verscheucht. Eine ist verletzt. Den Aufschrei haben meine Watcher und auch ich mitbekommen.” 

    Inge sah wütend aus. 

    “Oh, So ka. Drek! Dann müssen wir los. Was schulden wir euch?” 

    Karl winkte ab: “Mir gar nichts.” Zum Mechaniker schauend, antwortete dieser: 

    “Ach, leg einen Fuffi für das Material in die Kaffekasse und dann passt es. Der Strom ist umsonst. Wir haben hier reichlich Solarstrom und Windkraft. Es hat Spaß gemacht. Und den Überlandexpress kennenzulernen ist schon was, besonders hier draußen auf dem Land.” 

    “Karl, Junge! Du hast was gut bei uns. Danke, Chummer!” 

    “Gerne. Soll ich für eine Straßenblockade sorgen?” 

    “Dein Ernst? Willst du dich mit denen anlegen?” 

    “Nö, die sollten mich besser nicht sehen. Die könnten mich wiedererkennen. Aber so eine Landmaschine kann schon mal ausreißen, weil die Steuersoft einen Fehler hat.” 

    Als Susi und Strolch abgefahren waren, setzte sich Karl wieder in die Zentrale und schickte erst Dobby und dann eine der Landmaschinen los. Sie sollte eh zurückkommen und gegen einen Umweg über die Straße hatte Herr Sell sicher nichts einzuwenden. 

    Wenige Minuten später stand ein schwarzer Geländewagen auf der Landstraße, eine riesige Landmaschine anhupend. Dummerweise reagierte die Maschine so gar nicht auf das Gehupe. Der Geländewagen fuhr links und rechts, der Fahrer schien einen Ausweg zu suchen. Ärgerlicherweise war auf der einen Seite ein Knick und auf der anderen Seite ein tiefer Graben. Als der Fahrer es doch wagte, kam er zwar in den Graben und nicht wieder heraus. Die große Landwirtschaftsdrohne mit reinem Gewissen fuhr ihren kleinen Umweg zum Betrieb und stellte sich selbst in einer Halle ab. 

    “Karl, ich habe hier was für dich.” 

    Der Mechaniker reichte Karl schmunzelnd ein kleines Stück Elektronik mit einem kurzen Stück Draht daran. 

    “Drek! Das ist eine Wanze, oder?” 

    “Denke schon, ja. Ist nun leider kaputt.” 

    “Wo hast du die her?” 

    Der Mechaniker zuckte mit den Schultern. “Ist bei der Reparatur eben vom Kotflügel abgefallen. War recht gut versteckt. Tja, leider bin ich draufgetreten. Ärgerlich, nicht?” 

    “Ja, wirklich, sehr ärgerlich.” 

    Beide gaben sich lachend ein High Five. 

    Zwei schwarz gekleidete Männer stapften sichtbar wütend auf das Gelände des Betriebes. Sie verlangten nach dem Chef und schimpften über “Dieses Mistding von Mähdrescher oder was das ist! Einfach im Weg! Wagen nun im Graben!” 

    Herr Sell trat ihnen ruhig entgegen, hörte sich alles an und erklärte dann: 

    “Meine Herren, dass ist Privatbesitz. Die Straße auch. Ja, wirklich, der Teil ist nicht öffentlich. Was glauben Sie, warum dass der beste Teil der ganzen langen Straße ist. Unsere Maschinen dürfen dort jederzeit fahren. Warnschilder stehen aus. 

    Und, bitte! Regen Sie sich nicht so auf! Wir können sicher was machen.” 

    Die Männer ließen sich nicht beruhigen und wollten wutschnaubend zu ihren Waffen greifen, als sie plötzlich deutlich ruhiger wurden. 

    Hinter Herrn Sell war ein Troll getreten, der diesen weit überragte. Auf seiner Schulter trug er einen fünfzig Kilo Düngersack, als sei es ein Schal. 

    Am Gürtel trug er ein Messer, das andere Machete nennen würden. Sein Blick sagte, dass er Lust auf Düngersackweitwurf mit anschließender kleiner Prügelei und hätte. 

    Aus der Werkstatt trat der Mechaniker, wie zufällig eine Bolzenschussgerät in der Hand. 

    Und aus der Küche trat eine Frau mit einer Schrotflinte. Der Mann hinter ihr hatte eine Pistole am Gürtel und ließ die Hand darüber schweben. 

    Patt! 

    “Mein Vorschlag, meine Herren, wir schauen, ob wir Ihren Wagen aus dem Graben ziehen können. Dann können Sie entspannt weiterfahren.” 

    Knurrend gab der Mann sein Einverständnis und grollte “Dann los! Es eilt!” 

    Ruhige wandte sich Heinrich Sell zu seinem Mitarbeiter: 

    “Passt es gerade, dass du einen Wagen aus dem Graben ziehen kannst?” 

    “Sicher, ich hole den Traktor, tanke ihn auf und dann fahre ich los.” 

    “DREK! Tanken? Es eilt!” 

    “Sicher, wenn ich auch noch liegenbleibe, eilt es noch mehr.” Andrej ließ sich nicht beeindrucken und ging davon. Leider brauchte er fast eine Stunde, bis er am Wagen war, das Seil verbunden hatte und den Wagen endlich aus dem Graben zog. Fluchend und mit pochenden Adern standen die Männer daneben. Die Frau mit der Schrotflinte und der Mechaniker im Hintergrund hielten sie von Dummheiten ab. 

    Die beiden hätten am liebsten den gesamten Hof in Grund und Boden gestampft und alle eigenhändig getötet. 

    Nachrichten 

    … kam es in der vergangenen Nacht zu einem schweren Unfall in der Nähe vom Nehmter Forst. Ersten Ermittlungen nach, fuhr ein Geländewagen aus bisher noch unbekannten Gründen mit erhöhter Geschwindigkeit in Richtung des Forstes und kam vom Weg ab. Zahlreiche Patronenhülsen im Wagen und auf dem Weg lassen den Gebrauch von Schusswaffen vermuten. Die beiden Insassen wurden unweit des Wagens tot aufgefunden. Sie weisen lediglich Kratzer und Schürfwunden auf. Wer Angaben zu Verlauf der Ereignisse machen kann, wird gebeten die Polizei unter der Rufnummer 04522 5005 … 

    Stadtkrieg 

    “Liebe Lara, du sendest Live vom ADL-weit bekannten Stadtkrieg-Turnierplatz Kalkberg-Segeberg. Ehemals ein Freilichttheater für Musik und, lass mich kurz schauen, Western? Echt?” 

    “Ja, lieber Raid, echt. Im beschaulichen Segeberg wurden früher im Freilichttheater neben Musik hauptsächlich Theaterstücke aufgeführt. Stücke des Jugendbuchautors Karl Mayer oder so ähnlich. Winnetouch und Ranger hießen die Figuren. Die Stücke sollen lustig gewesen sein. Ich sah mal 2D Aufzeichnungen, arg pixelig.” 

    ”2D? Oh-ha, das ist je ewig her.” 

    “Das stimmt, Raid, das hörte Anfang der 2000 auf. Euro-Kriege, Schwarze Flut und so weiter, machten dem Theater den Gar aus. Nicht nur dem Theater, ganz Segeberg wurde quasi entvölkert. Dabei war es hier recht hübsch mit dem See, dem riesigen Forst, der ja immer noch als Trainingsgelände für das Militär genutzt wird und der Altstadt. 

    Nun, Raid, ist die ehemalige Stadt mit ihrem immer noch stehenden Fernsehturm ein Stadtkrieg-Gelände, wie die DSKL es nicht besser haben könnte. Aus dem erwachten Forst können Geister hergelockt werden, aus dem See kommt sowieso einiges von allein angekrochen, Squatter gibt es hier nur noch wenige und das Hauptziel der Trainings ist oft, den Fernsehturm zu besetzen.” 

    “Faszinierend, Lara, wirklich. Ich bin, ganz ehrlich, großer Fan von Stadtkriegspielen.” 

    “Wer nicht, Raid, wer nicht? Es ist ja auch eine der aufregendsten Sportarten. Denk nur, früher fanden die Leute dieses … Fußball toll.” Lara musste das Wort hervorwürgen. 

    “Fußball?” Ein lautes Lachen ist zu hören. “Das gibt es noch? Nicht dein Ernst?” 

    “Doch, Raid, doch. Einige Ältere schauen es sich gerne noch an. Sei unbesorgt, die werden nach und nach auch weniger.” Lara lacht nun auch. 

    “Lieber Raid, eine Insiderstory noch für unsere treuen Zuhörerenden, Zuschauenden und wie auch immer ihr uns folgt. Dass erste Turnier fing mit einer Verzögerung an. Ein Team wartete auf eine Lieferung. Niemand weiß, um was es ging, doch, dem Team war es so immens wichtig, dass es sich weigerte, zu starten.” 

    “Du veräppelst mich! Die haben auf eine Lieferung gewartet?” 

    “Ja, Raid, wirklich. Es kam dann ein, warte kurz, ich habe es notiert, ein VW Superkombi IV. Also ein Familienbomber, wenn du so willst. Der Wagen sah aus, als wäre er durch Schlamm gefahren und hätte einen halben Wald abgeholzt. Leider durften wir dort nicht filmen. Zu schade. Das war ein Ablick, sage ich dir. Als der Wagen stoppte, taumelten zwei Leute in robuster Kleidung aus dem Wagen, reichten dem Team zwei Koffer und wurden dann erst mal von den Team-Sanitätern versorgt. Das hatten sie dringend nötig, so wie sie aussahen. Der Wagen verlor sogar einen Kotflügel und, ja, ich erinnere mich, hatte Einschusslöcher.” 

    “Kannst du mehr über die Fahrer? Fahrerinnen sagen?” 

    “Nein, Raid, tut mir leid. Das Basecap trug zwar ein Logo, doch, ich durfte nicht nahe genug ran. Ich glaube das Wort Express erkannt zu haben. Unser Decker ist schon dran. Den Wagen haben sie dann auch abgeschirmt und zu einem Servicetruck gebracht. Später war er wie vom Erdboden verschluckt.” 

    “Spannendes Randgeschehen bei der Stadtkriegliga in Segeberg, verehrte Zuschauerinnen. Nun, liebe Lara, wie liefen denn die ersten Turniere?” 

    “Da kann ich einiges berichten. Morticia hat sich so ernst verletzt, dass sie sich Hoffnungen auf einen neuen Arm machen darf. Trogeater hat sich eine Kugel eingefangen, was bei der Übungsmunition eigentlich nicht vorkommen sollte, und liegt im San-Wagen. Diverse Drohnen wurden geschrottet, da komme ich auf eine Gesamtsumme von über sechzigtausend Verlust. Die Verletzungen noch nicht eingerechnet.” 

    “Lieben Dank, Lara, für diesen ersten wirklich spannenden Eindruck. Nach einem Song und etwas Werbung schalten wir nochmal live rüber. Bleiben Sie dran und bis gleich!” 

    “Susi. Strolch. Schön von euch zu hören. Ihr seht mitgenommen aus.” 

    “Danke, Control. Wir freuen uns, dass wir dich noch hören und sehen können.” 

    “Das … glaube ich. Die Lieferung war erfolgreich, wie sogar im Trid berichtet wurde.” Control schien der letzte Punkt nicht zu gefallen. 

    “Drek! Ja, verdammt. Diese Reporterin durfte zum Glück keine Aufnahmen machen.” 

    “Eventuell wäre das auch Werbung für den Überlandexpress gewesen, also … naja, schon in Ordnung.” 

    “Gut, wie sieht es mit der Bezahlung aus?” fragte Strolch. Seine Stimme war heiser. Er sprach vorsichtig wegen einiger Kratzer im Gesicht. 

    “Die ist schon unterwegs, abzüglich” 

    “Der Provision, ich weiß. Danke, das Geld können wir brauchen. Die Mechanikerin der DSKL hatte zwar ihren Spaß, unseren Wagen weitgehend wiederherzustellen, doch, einiges müssen wir flicken lassen.” 

    “Und Urlaub brauchen wir auch erst mal. Die beiden klebten uns ganz schön dicht am Arsch. Wenn dieser kleine Drekswald sie nicht aufgehalten hätte, dann wäre es eng geworden.” 

    “Verstehe Susi, erholt euch. Ihr seid dann wo?” 

    “Plön soll schön sein, erzählte uns ein Junge der uns geholfen hat.” 

    “Ein Junge? Geholfen?” 

    “Ja, Control. In Kiel, nachdem wir die Ladung in Kiel im Ostuferhafen übernommen haben mussten wir schnell untertauchen. Mohammad und Sergej tauchten da auf und haben uns zum Glück übersehen. Neues Auto, du verstehst?” 

    “Ja, Strolch, weiter!” 

    “Na,” erzählte Strolch weiter, “Wir sind dann irgendwo in der Nähe ins Wohngebiet gefahren. Laute hohe rote Backsteinhäuser. Müssen ewig alt sein. Da hätte ich fast einen verträumten Jungen umgefahren. Haben Glück gehabt. Der erwies sich als Rigger und” 

    “Rigger? Ein Junge?” 

    “Ja, Control, der ist vierzehn, schätze ich. Na, habe ihm einen Fuffi für einen kurzen Flug mit seiner veralteten Drohne geboten und ihn nach einem Parkplatz für den Tag gefragt. Du verstehst?” 

    “Ja.” 

    “Dann hat er den Wagen und uns versteckt. Wir haben nun einen Kontakt in Kiel. Maritas Fischladen. Kannst du notieren. Sie hat einen Unterschlupf, ist Schieberin mit recht sicherem Versteck und Wagen können bei einem Fischer namens, wie hieß der?” 

    “Weiß ich gar nicht. Sagte sie das überhaupt? Doch! Hensen oder Hansen.” ergänzte Susi. 

    “Ja, Hansen! Der Junge sprach von Onkel Hansen. Süß.” Strolch lächelte. 

    “Das sind jetzt mögliche Kontakte in Kiel?” 

    “Ja, Marita als Versteck für Personen und Ware. Hansens Fischhalle auch für Fahrzeuge. Eine kleine Werkstatt hat er, taugt nicht viel. Höchstens Reifen wechseln oder Akku laden. Die ist eher für seine Fischreinigung.” Hier schüttelten sich Susi und Strolch kurz. “Und sein Kahn.” 

    “So ka, lasse ich prüfen.” 

    “Eventuell kannst du noch eine Baumschule, Gut, Bauernhof? Kein Plan, was die da machen. Grünzeug halt. Also, die kannst du eintragen und prüfen.” 

    “Baumschule”, ergänzte Susi. “Der Betriebsleiter, Herr Sell, ein hübscher Elf, hat eine fette Werkstatt und einen Mechaniker der echt was draufhat und verdammt gut aussieht.” 

    “Ja … danke, Susi.” 

    “Ach, Strolchi, mach dir nichts draus.” lachte seine Partnerin und streichelte ihm über die Wange. 

    “Baumschule? Verarscht ihr mich? Seid ihr unter die Baumkuschler geraten?” 

    “Nein, Control. Die haben da derbe große Treibhäuser, Hallen und sowas. Keine Ahnung. Weder mag ich Fisch, noch kenne ich mich mit Grünzeug aus. Ey! Der dreks Wald beim Plöner See wollte uns geeken. Lass die prüfen. Vielleicht kommen die im Notfall in Frage. Die Werkstatt ist ok. Der Mechaniker hatte seine helle Freude an unserer Karre. Und wollte nicht viel Geld.” 

    “Das sind interessante Punkte. Notiert. Warum wart ihr bei der Baumschule?” 

    “Da kam irgendwas über die Straße gehüpft. Irgendwas Großes. Ich wollte nur wenig ausweichen” 

    “Und hast wie ein Anfänger völlig überlenkt und ZACK! Saßen wir im Rasen.” 

    “Jupp. War peinlich. Der Junge, Karl glaube ich, war auf diesem Betrieb und half uns. So kam das zustande.” 

    “Gut. Interessant. In der Ecke haben wir bisher nur wenige Kontakte. Da draußen, den Betrieb habe ich gefunden, noch gar keinen. Ist sehr abgelegen, dass kann auch ein Vorteil sein. Safehouse mit Schieberin und eine sichere Garage in Kiel, brauchbare Werkstatt für den Notfall auf dem Land. Gut, das gibt einen kleinen Bonus für neue Kontakte. Sprich: Weniger Provision für mich.” 

    “Wow, das ist ja mal was. Danke.” Susi und Strolch waren überrascht. Control war nicht für Spendierhosen bekannt. 
    “Gewöhnt euch nicht dran.” 

    Control tippte etwas und fragte dann unvermittelt: 

    “Fahrt ihr wirklich diese Familienkutsche? Einen Kombi? Von … VW?” 

    Den Markennamen schien ihm unwillig über die Lippen zu kommen. 

    Susi rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her während Strolch lachte. 

    “Japp. Wir fahren diese Familienkutsche. Die es in sich hat. Das Ding sieht von außen so harmlos aus, es fällt nicht auf und wir tauchen leicht im Verkehr unter. Dann haben wir ein paar Taler in die Hand genommen und den Wagen verbessert. 

    Der E-Motor ist stärker, wir haben einen Turbokondensator für den Notfall und zwei deutlich stärkere topmoderne Hochleistungsakkumulatoren für mehr Reichweite, Chummer, wir können von Aalborg bis Wien durchfahren ohne Laden zu müssen. Dafür sind wir extra in die Batteriefabrik bei Heide eingestiegen. Nordspannung oder so. 

    Der Chamäleon-Lack war die teuerste Investition. Und wir können drin schlafen oder drei Leute plus Gepäck transportieren, ohne dass es eng wird und hier und da Spielzeug, dass uns Verfolger vom Leib hält.” 

    Strolch holte Luft und freute sich über seine technischen Errungenschaften. 

    Control schien nicht beeindruckt. 

    “Verstehe. Klingt gut. Ah, wartet kurz!” 

    Control hob die Hand und schien wieder irgendwas zu tippen und wandte sich dann Susi und Strolch zu. 

    “Seid ihr in drei Tagen wieder fit?” 

    “In drei Tagen schon? Drek! Etwas mehr Erholung wollte ich schon haben. Bin froh, dass ich fast wieder gerade gehen kann.” klang Susi ernsthaft enttäuscht. 

    “Vielleicht kann ich vier Tage daraus machen. Plön! Transport von Plön, ein Koffer aus einer Schule, Internat oder so nach … noch unbekannt. Ich melde mich dazu noch. Bezahlung ist gut. Lohnt sich für euch.” 

    “So ka, Control. Wir fahren nach Plön, schlafen uns aus und wir besprechen frühestens in drei Tagen alles.” 

    “Deal. Für Dreißigtausend könnt ihr sicher in drei Tagen erholt sein.” 

    “Drek! Ja!” 

    “Ende.”

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    Quelle: Link zu VGSD.de

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