Schlagwort: Hamburg

  • Extraktion

    Eine Kurzgeschichte im Shadowrun-Universum von Peter Groth. Alle Rechte bleiben beim Urheber.

    Vorwort

    Diese Geschichte entstand beim Lesen der ganzen Bücher und wollte dann raus. Ja, Hamburg, nein, nicht Kiel. War halt so. Den Gedanken, dass zu einer Extraktion eine Fähre genutzt wird, fand ich witzig.

    Viel Spaß beim Lesen. 🙂

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    Unterschlupf 

    „… kam es in der Nacht von Sonntag auf Montag zu einem spektakulären Diebstahl im Depot des HVV. Eine Passagierfähre wurde entwendet. Sie haben richtig gehört, eine Fähre des HVV wurde aus dem Depot gestohlen und ist bisher nicht wieder aufgetaucht. Na, wir wollen doch hoffen, dass sie noch schwimmt, Ha-ha!“ 

    „Mach bitte das Radio aus.“ 

    „Bisher gibt es keine Erkenntnisse zum Verlauf des DiebKNACK“ 

    „Danke. Das Gesabbel kann man ja nicht ertragen.“ 

    „Stimmt.“ 

    „Wie weit sind wir?“ 

    „Der Plan steht. Die Leute sind soweit nötig instruiert. Es kann losgehen.“ 

    „Unser Ziel?“ 

    „Macht wie immer Überstunden und sollte auch heute Abend wieder recht spät das Büro verlassen. Da fällt ihm sicher nichts auf. Vor drei Tagen haben die Reinigungsdrohnen ihn geweckt und er musste aus dem Dock begleitet werden.“ 

    „Hmm, gut. Dann los.“ 

    HVV-Anleger Airbus Arials 

    Der kalte Nieselregen kroch in jedes Loch seines Mantels und sein Hut half nicht wirklich, die Brille trocken zu halten. Wieder verfluchte er sich, seine Arbeit und dass er wieder so spät aus dem Büro gekommen war. Und wieder hier sinnlos rumstand. Und wieder hoffte, dass die letzte Fähre noch fuhr und wieder Hunger hatte und und und. 

    Seine trüben Gedanken wurden beim Anblick der Lichter der Fähre ein wenig heller. Wie so oft war er der einzige Passagier. Was Wunder um diese Uhrzeit. 

    In Teufelsbrück stieg noch jemand zu. Er beachtete die Personen nicht. Er freute sich, endlich aussteigen zu können. Immer noch, nach all den Jahren, waren die Fahrten mit der Fähre sein tägliches Highlight. 

    Ziemlich wenig für dein Alter. Keine Freunde. Keine Familie. Nur die Arbeit und kaum Kontakt zu den Kollegen. Glatte sechs. 

    Nur mühsam suchte er mit Blick auf die dunkle Elbe seine Gedanken woanders hinzulenken. 

    Eine Gruppe Feiernder stieg in Finkenwerde zu und grölte und sang. 

    Was haben die denn heute und um diese Zeit zu feiern? Mitten in der Woche. Immerhin lassen sie mich in Ruhe. 

    Sich den Mantel enger ziehend setzte er sich auf einen der Stahlgitterstühle und hoffte, nicht wieder einzuschlafen. 

    Polizeipräsidium 

    „Hier können Sie sehen, wie Dr. Manhold Altona Fischmarkt aussteigt und Richtung seiner Wohnung geht. Die Überwachungskameras zeigen ihn, bis er zwischen den Häusern verschwindet. Dann verliert sich seine Spur.“ 

    „Danke, Herr Inspektor. Was ist mit der Gruppe Feiernder? Es wirkt so, als hätten sie kurz mit Dr. Manhold gesprochen.“ 

    „Nichts, gar nichts. Sie sind noch bis Landungsbrücken gefahren und dann in ein Taxi gestiegen. Einer von ihnen musste getragen werden, so betrunken war er.“ 

    „Und das Taxi?“ 

    „Wir haben sofort alles überprüft und bisher nichts herausgefunden. Es scheint kein registriertes Taxi gewesen zu sein.“ 

    „Verdammt!“ 

    „Sie sagen es. Eines ist allerdings merkwürdig.“ 

    „Was denn?“ 

    „Die Fähre mit der Dr. Manhold fuhr, ist die vor vier Tagen geklaute Fähre. Nachdem die Gruppe der Feiernden ausgestiegen war, fuhr sie nur noch bis Arningstraße, also zum Südufer der Elber und legte dort an. Der Pilot stieg aus, die Fähre fuhr per Autopilot, bis Landungsbrücken und trieb dort so lange, bis es morgens jemandem auffiel.“ 

    „Jetzt wird es interessant.“ 

    „Das stimmt. Leider konnten wir keine Fingerabdrücke oder sonstige Signaturen feststellen. Auch magisch hat der Pilot nichts hinterlassen. Es wirkte, als sei das Schiff geradezu von den meisten Spuren gereinigt worden.“ 

    „Bemerkenswert.“ 

    „Äh, ja. So kann man es auch sagen. Nun stehen wir vor dem Rätsel und haben keine Hinweise.“ 

    Unterschlupf 

    Langsam schlug Manhold die Augen auf. Er musste wohl doch eingeschlafen sein. 

    Komisch. Ich bin nicht auf der Fähre. Es regnet nicht mehr. Es ist warm und ich bin in einem Raum. Das ist nicht meine Wohnung.“ 

    „Guten Abend, Dr. Manhold.“ 

    Erschreckt sah der Wissenschaftler die Elfin vor ihm an. Er hätte sie attraktiv finden können. Doch, die verspiegelten Cyber-Augen stießen ihn ab.  

    „Was … wer … wo bin ich?“ 

    „Was? Sie wurden für eine Extraktion mitgenommen. Wer? Das muss Sie nicht interessieren. Wo? Sie befinden sich noch in unserem Safehouse. Doch das wird sich bald ändern.“ 

    Himmel, diese kalte Stimme. 

    „Aber … warum?“ 

    „Ein anderer Konzern ist an Ihrem Wissen und Ihren Fähigkeiten interessiert. Ebenso ist bekannt, dass Sie nicht gerade glücklich sind und Interesse an einer Veränderung haben.“ 

    „Ja klar, äh nein, ich meine jein! So geht das doch nicht. Ich habe derzeit kein Interesse und will mein Projekt zu Ende bringen. Danach wollte ich mich eventuell“ 

    „Darauf will unser Auftraggeber nicht warten. Wir bringen Sie zu ihm.“ 

    „Nein! Ich protestiere! Ich“ 

    Die Elfin machte eine vage Handbewegung und ihm fielen die Augen zu. 

    Polizeipräsidium 

    „Immer noch keine Spur, Inspektor?“ 

    „Nein, leider noch gar nichts. Unsere technische und die magische Abteilung haben alles untersucht. Die Anleger, da war natürlich nichts zu finden nach dem Regen. Die Fähre. Da war auch alles sauber. An Deck sowieso. Der Regen. Unter Deck auch. Da hielt Dr. Manhold sich eh kaum auf.“ 

    „Andere Anhaltspunkte?“ 

    „Wir haben eine Theorie. Doch, die ist zu vage.“ 

    „Erzählen Sie!“ 

    „Nun, es besteht die Möglichkeit, dass die Gruppe der Feiernden ihn mitgenommen hat.“ 

    „Wie bitte? Wie soll das abgelaufen sein?“ 

    „Nun, wir kamen darauf, als uns eine kurze Störung der Videoaufzeichnung auffiel. Das System ist alt, die Kameras nur die einfachste Tech. Da sind kurze Aussetzer normal. Wir haben dann von Videospezialisten alles Bild für Bild analysieren lassen. Kurz: Es besteht die Möglichkeit, dass Dr. Manhold betäubt und dann mitgenommen wurde.“ 

    „Sie meinen entführt.“ 

    „Sehr wahrscheinlich.“ 

    „VERFLUCHT!“ 

    „Wie?“ 
    „Der Konzern macht mir die Hölle heiß!“ 

    „Ach so. Naja, wenn Dr. Manhold so wichtig für den Konzern war, dann hätte er Begleitschutz mitgeben sollen.“ 

    „Drek! Das stimmt. Gutes Argument, wenn der Vorstand wieder anruft. Die rufen jeden Abend an und die Drohungen werden immer unverhohlener.“ 

    „AA droht der Polizei?“ 

    „Nicht direkt. Mehr zwischen den Zeilen. Und rückt dem Bürgermeiste auf die Pelle. Den kennen Sie ja.“ 

    „Schulz-oh-nein-mat? Klar. Ich habe die anderen gewählt.“ 

    „Ja, ich auch. Hat nicht geholfen. Und dem rücken sie mehrmals täglich auf den fetten Pelz. Immerhin haben sie den Wahlkampf finanziert. Und der Bürgermeister ruft dann bei mir an. Morgen werde ich sicher hinzitiert.“ 

    „Verstehe. Unangenehm.“ 

    „Sehr. Sie kommen morgen mit!“ 

    „Was zur Hölle?“ 

    „Ja, zu zweit sind es mehr Zeugen. Ich dachte auch daran, Ihre Kollegin mitzunehmen.“ 

    Radio 

    „… gibt es immer noch keine Erkenntnisse im Fall Manhold. Airbus Aerials drückte seine tiefe Besorgnis aus. Der Bürgermeister verspricht, der Polizei alle Unterstützung zu geben und die Polizei selbst gibt keine neuen Pressemitteilungen mehr heraus.” 

    Ludwigshafen 

    „Willkommen in Ludwigshafen, Dr. Manhold. Willkommen in Ihrer neuen Heimat.“ 

    Dr. Manhold schlug die Augen auf und fragte sich erneut, wo er war. 

    Ludwigshafen? Neue Heimat? Verdammt! 

    „Es ist alles in Ordnung, Dr. Manhold. Ihre Werte sind stabil und ihr neues Team freut sich schon auf sie.“ 

    Team? Was für ein Team? Ich arbeite allein! Oh, wer ist das? 

    „Guten Tag, Dr. Manhold. Ich bin Ihre Assistentin. Mein Name ist Susann Dependorf und ich werde Ihnen alles zeigen.“ 

    Eine Assistentin? Und dann noch so eine wunderbare Person? Es wird interessant. 

    „Ährhem, ja. Also, ich wollte eigentlich zurück nach Ham“ 

    „Das ist leider nicht mehr möglich, Dr. Manhold. AA hat bereits von Ihrem Aufenthalt hier erfahren und wird nicht begeistert sein, dass Sie, wenn auch nur für kurze Zeit, fremdgegangen sind. Wenn ich das so sagen darf.“ 

    Gefangen! Beim Feind … Drek! 

    Radio 

    „Unbestätigten Quellen nach, ist der vor einer Woche verschwundene Dr. Manhold gestorben. Diese Meldung gab Airbus Aerials heraus und drückte tiefstes Bedauern aus. Dr. Manhold hatte keine Familie. 

    Überraschend gab gestern der oberste Bürgermeister seinen Rücktritt bekannt. Aus gesundheitlichen Gründen, wie er sagte, wollte er das Amt abgeben. Einen Nachfolger gibt es derzeit noch nicht. 

    In der gestrigen Polizeikonferenz gab der Präsident bekannt, dass vermutlich ein Bandenkrieg mehrere Opfer gefordert hatte. Eine Gruppe Leichen wurde gefunden. Darunter eine Elfin mit verspiegelten Cyber-Augen, sowie ein Ork und ein magisch begabter Norm. Wer Hinweise zu dem Vorfall hat, wird gebeten die Polizei zu kontaktieren. 

    Und nun zum Wetter …“ 

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